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(letzte Aktualisierung am 09.06.2009)

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Ergebnisse der Arbeitsgruppe lokale- und ethnische Ökonomie
 

1.
Warum Lokale Ökonomie?

Köln ist von alters her eine Arbeits- und Handelsstadt und hat immer einen großen Anteil von Migranten aus unterschiedlichen ethnischen Gruppen, Herkunftsländern und Religionen aufgenommen und wirtschaftlich aber auch kulturell integriert.

Für das zukünftige Zusammenleben und –arbeiten hat die Lokale Ökonomie und innerhalb der lokalen Ökonomie die ethnische Ökonomie eine besondere Bedeutung, weil sie die Stärken und Besonderheiten der Stadtviertel und der darin wohnenden ethnischen Gruppen anspricht und damit einen Baustein für die allgemeine Wirtschaft liefert.


2.
Bedeutung des Stadtteils Mülheim für die Lokale Ökonomie

Die Stadtteile, die einen hohen Migrantenanteil und einen hohen Anteil von Arbeitslosen haben, und davon insbesondere Langzeitarbeitslose, haben mehr familiäre, soziale und kulturelle Probleme.

Mülheim ist das größte Kölner Stadtviertel, das ärmste und dasjenige mit dem höchsten Migrantenanteil; Deshalb zeigen sich hier die Probleme schärfer als in anderen Stadtvierteln. Mülheim bietet aber auch in besonderem Maße Lösungsansätze. Es hat somit für andere Stadtteile einen Vorbildcharakter, auch was die lokale- und ethnische Ökonomie anbetrifft.


3.
Situation des Stadtteils

3.1.
Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit beträgt im Kölner Durchschnitt 13,1,%, in Mülheim 20,7%

3.1.2.
Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die unter 25 Jahre alt sind, liegt im Kölner Durchschnitt bei 25,2%, in Mülheim bei 30,4%.

3.1.3.
Die Arbeitslosigkeit unter Migranten liegt im Kölner Durchschnitt bei 25,2%, Mülheim liegt bei 30,4%.

3.2
Der Migrantenanteil an der Kölner Bevölkerung liegt im städtischen Durchschnitt bei 17,34%, in Mülheim bei 46%.

3.3
Bildungssituation

51,1% der gemeldeten Erwerbslosen haben keinen Schulabschluss (2004). Die Bildungsdefizite werden als Hauptgrund für die Erwerbslosigkeit angesehen.


4.
Lösungsansätze der Lokalen Ökonomie

Diese Zahlen weisen auf die besondere Problemlage des Stadtteils hin und fordern das Nachdenken über besondere Lösungen, da die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung und die Kölner Wirtschaft diese Problemsituationen bisher nicht aufzulösen vermochte.

Dafür spielt die Lokale Ökonomie unserer Auffassung nach eine besondere Rolle für die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen.

4.1
Als zentrales Erfordernis machte die Arbeitsgruppe die Schaffung eines Wirtschaftsbüros aus.

Dieses soll

4.1.1
die vorhandenen Betriebe dahingehend beraten, dass diese noch mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze bereitstellen

4.1.2
helfen, die Existenz vorhandener Betriebe zu sichern

4.1.3
das Entstehen neuer Betriebe fördern, insbesondere durch

4.1.3.1
Beratung

4.1.3.2
Kredite und Mikrokredite

4.1.3.3
Bereitstellung von Flächen

4.1.3.4
Verbesserung der Ausbildung der Ausbilder (Ausbildungsoffensive), gemeinsam mit IHK, Handwerkskammer und anderen Verbänden.

4.1.3.5
Unterstützung für Firmen sollte mit der Forderung nach Ausbildungsplätzen verknüpft werden

4.1.3.6
Beratung der Jugendlichen gemeinsam mit Schulen im Viertel


4.1.2
Das Wirtschaftsbüro soll mit den Betrieben und Schulen im Stadtteil zusammenarbeiten insbesondere dafür, dass die Jugendlichen ohne Migrationshintergrund bei Firmen lernen, die Migrationshintergrund haben und umgekehrt, damit sie wechselweise ihre Fähigkeiten und Besonderheiten kennen und schätzen lernen. Das fördert gleichzeitig das friedliche Zusammenleben im Stadtteil und schafft wirkliche Integration.


4.1.3
Das Wirtschaftsbüro sollte für die berufliche Qualifikation und für die Abschlüsse von Migranten mit Abschlüssen aus dem Ausland Hilfestellung leisten, mit dem Ziel der Anerkennung dieser Abschlüsse und beruflichen Qualifikationen, weil auf diese Weise mehr Arbeitsplätze geschaffen werden können.


4.1.4
Das Wirtschaftsbüro sollte auch die Banken, Versicherungen und überhaupt Kapitalgeber im Stadtteil einbeziehen.


4.1.5
Das Wirtschaftsbüro sollte Schulen und Fachschulen in den Stadtteil holen um die Qualifikation im Stadtteil zu erhöhen und Neugründungen anzuregen. Dies ist eine Forderung, die auch an die Stadt und das Land zu richten ist.


4.1.6
Das Wirtschaftsbüro sollte in Zusammenarbeit mit der Messe Firmen, die die Kölner Messe besuchen, mit Firmen im Stadtteil bekannt machen und für das Kennlernen des Stadtteils und Nutzung der Möglichkeiten werben.


4.1.7
Das Wirtschaftsbüro sollte in einem Handwerkerhof oder Gründerzentrum liegen um von dort aus die Initiativen der Gewerbetreibenden zu stärken.

 

4.2
Bildungsbüro

Am selben Ort sollte auch ein Bildungsbüro eingerichtet werden, welches mit dem Wirtschaftsbüro eng zusammenarbeiten sollte, aber auch mit der Lokalen Jobbörse und den Schulen.


4.3
Gründerzentrum

Mit Gründerzentren hat die Stadt Köln schon beachtliche und positive Erfahrungen gemacht. Die allgemeinen Grundsätze gelten auch hier: Es wird für Firmenneugründungen preiswerter Arbeits- und Büroraum zur Verfügung gestellt, hat die Neugründung Erfolg, so geschieht nach einer gewissen Zeit die Übersiedlung in eigene Arbeits- und Geschäftsräume, vorwiegend im Viertel.

In unserem Stadtviertel sollte ein solches Gründerzentrum sich in besonderem Maße auch der Migranten und ihrer wirtschaftlichen Stärken und Ressourcen annehmen. Die Gründung in der Nähe der Zentren der ethnischen Ökonomie bietet sich von daher an.

In den besonderen, durch einen hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund geprägten Mülheimer Verhältnissen sind wir allerdings der Auffassung, dass ein einem solchen Gründerzentrum auch Kulturelle Betriebe mit Wirtschaftscharakter einbezogen werden sollten. Dies wird für die Akzeptanz eine wichtige Rolle spielen (s.dazu unter „ethnische Ökonomie“).


5
Bedeutung der Ethnischen Ökonomie innerhalb der Lokalen Ökonomie

Ethnische Ökonomie hat nicht nur innerhalb der Lokalen Ökonomie, sondern auch innerhalb der gesamten Wirtschaft eine besondere Bedeutung.

In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland hat die Selbständigkeit unter Migranten während des Abbaus der Arbeitsplätze erheblich zugenommen. Obwohl es dafür in der Regel keine besondere wirtschaftliche Beratung und Unterstützung gegeben hat.

Momentan haben wir in der BRD 566 000 Betriebe mit Migrationshintergrund, deren Gesamtjahresumsatz 30 Milliarden Euro beträgt (2005). Sie beschäftigen 323 000 Menschen. Der Anteil der Selbständigen liegt bei einigen Migrantengruppen über der deutschen Selbständigkeitsquote (11,1%). So die Italiener bei 14,3%, der Griechen 15,2% , etc. Dagegen liegt die Selbständigkeitsquote bei Türken bei lediglich 9,7%. Dies weist bereits darauf hin, dass hier noch ein erhebliches wirtschaftliches Zukunftspotential liegt, welches durch geeignete Förderung gehoben werden kann.

Die Zahlen für die Stadt Köln konnten wir nicht erfahren, es ist allerdings festzustellen, dass die Zahl der Jugendlichen unter 18 mit Migrationshintergrund in Köln 47% beträgt. Dieses stellt ein erhebliches Wirtschafts-und Führungspotential für die Zukunft dar. Dieses Potential sollte ab jetzt qualifiziert und demokratisiert werden.

Diese Qualifikation kann man durch Förderung der Lokalen und Ethnischen Ökonomie stärken, weil erst durch die wirtschaftliche Integration Menschen mit Migrationshintergrund zu vollwertigen Bürgern werden, welche auch als vollwertige Bürger erleben.


5.1
Dies lässt sich am Beispiel der Keupstraße in Köln Mülheim darstellen.

Oberbürgermeister Schramm stellte dazu fest: Die Keupstraße ist ein Erfolgsmodell für Migranten.

Auf der anderen Seite muss man die Klagen der Migranten und ihrer Sprecher ernst nehmen und die einzelnen Punkte untersuchen, um die wirtschaftlichen Stärken erkennen und fördern zu können.

In diesem Zusammenhang wurde im Arbeitskreis über die Situation der Migranten im Stadtviertel gesprochen und über deren Schwierigkeiten, sich gleichberechtigt am wirtschaftlichen Prozess zu beteiligen.

Von Seiten der Migranten und deren Sprechern wird vor allem bemängelt:


5.1.1
bislang hat die Verwaltung nicht selbst mit den Migranten gesprochen, sondern über städtische Stellen.


5.1.2
Wenn von den Migranten Projekte vorgeschlagen wurden, wurden diese nicht ernst genommen oder ausgebremst, wie zum Beispiel beim Vorschlag, von F&G Teile des Kabellagers zu erwerben, um dort einen deutsch-türkischen Bazar zu errichten. Dies wurde abgelehnt mit der Begründung, man wolle keine Erweiterung des Ghettos Keupstraße. Seither befinden sich dort vorwiegend Parkplätze, der Bodenwert hat sich vervielfacht (‚Bodenspekulation).


5.1.3.
Die Bedarfe wurden nicht untersucht, das gilt sowohl für zukunftsweisende Geschäftsideen als auch für soziale Bedarfe, kulturelle Einrichtungen u.ä.


5.1.4.
In der Folge besteht ein großer Mangel an Ausbildungsplätzen und Praktikumsstellen.


5.1.5
Es wurde nicht verstanden, dass Menschen Bestandteile der Lokalitäten sind und ein Wirtschaftskonzept deren besonderen Fähigkeiten Rechnung tragen muss. Von daher ist die Keupstraße, die ja in der Sanierung wegen besonderer baulicher Mängel abgebrochen werden sollte, ein ökonomisches Wunder. Gezählt wurden 3.000 Besucher pro Tag von außerhalb Kölns.


5.1.6
Dieser Standortvorteil muss innerhalb eines Konzeptes lokaler Ökonomie gesteuert und stabilisiert werden.


5.1.7
Besonderes Gewicht ist dabei zu legen auf die Schaffung von Ausbildungsplätzen


5.1.8
Unabdingbar ist, dass endlich die Güterhallen als Gründerzentrum genutzt werden, wie in plan04 vorgeschlagen. Dort haben sich seit 2 Jahren bereits Migranten aus Not eingemietet und provisorisch Geschäfte gegründet und äußerst mangelhaften Bedingungen. Dies zeigt sowohl die Dynamik des Prozesses als auch seine Chancen


5.2
Das Modell des Deutsch-Türkischen Einkaufszentrums bedarf aufgrund der bisherigen erwiesenen Vorbehalte im politischen Raum einer besonderen, auch finanziellen Förderung, da dieses Projekt eine Leuchtturmcharakter für die ethnische Ökonomie weit über Köln hinaus besitzt und nicht nur zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt, beitragen kann, sondern diese auch zu einem Vorbild für die wirtschaftliche Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in ganz Europa machen kann.

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