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An den
Vorstandsvorsitzenden der HOCHTIEF AG
Herrn
Dr.-Ing. Herbert Lütkestratkötter -persönlich
Alfredstrasse 236
45133 Essen

Köln, 30.09.2008

 

Sehr geehrter Herr Dr. Lütkestratkötter ,

Ihre Gesellschaft ist seit geraumer Zeit Eigentümerin der Industriebrache Alter Güterbahnhof im Kölner Stadtteil Mülheim. Frau Zelda Özdag nutzt Teile von alten, leerstehenden Güterhallen. Ich wende mich an Sie wegen der von Ihrer Eigentumsverwaltung ausgesprochenen Kündigung der Frau Özdag gegenüber. Zuständig für die Hochtief ist eine Frau Alt. Ich glaube, dass dieser Maßnahme das rechte Verständnis für die besonderen Gegebenheiten und Bedingungen im Stadtteil Mülheim Nord fehlt.

Wir sind Bürger aus Köln-Mülheim.

Ich glaube nicht, dass Sie unser Stadtviertel kennen, für Sie ist es wahrscheinlich einfach nur einer der vielen Orte in der Welt, in denen Ihr Konzern Geld macht. Für uns und 130.000 andere Mülheimer ist es unser Stadtviertel und unser Zuhause.

Mitten in diesem Stadtviertel liegt ein ehemaliger Güterbahnhof, den Sie vor kurzem mitsamt der Bahnimmobilientochter aurelis erworben haben- als einen von vielen Investitionsstandorten in der Welt. Hier wollen Sie planen und bauen.

Sie und Ihre Leute haben sich hier bei uns im Viertel nicht vorgestellt. An dieses Verhalten haben wir uns mittlerweile gewöhnt, denn das Gelände hat in den letzten Jahren immer wieder den Eigentümer gewechselt. Von der Bahn zu aurelis, dann zusammen mit aurelis an die west-lb, um dann schließlich bei Ihnen zu landen- und bei einem sogenannten finanzinvestor, einer heuschrecke, wie wir sagen. Wir wissen, dass Ihnen diese Bezeichnung nicht gefällt, aber für uns ist sie Ausdruck einer brutalen Realität: da sind Leute, die wollen Geld anlegen und Geld verdienen, und das in möglichst kurzer Zeit.

Vor 10 Jahren wurde das schon einmal versucht. Es sollte auf 15ha ein Medienzentrum entstehen, aber nicht ein Quadratmeter wurde verkauft. Für uns wäre das ein guter Anlass gewesen, innezuhalten und nachzudenken und zu fragen: was ist das überhaupt für ein Gelände, auf dem wir investieren wollen? Für uns Mülheimer Bürger ist das Gelände das Zentrum von Mülheim, das Herzstück unseres Viertels. An seiner Entwicklung hängt die Entwicklung von Mülheim Nord. Hier brauchen wir Wohnungen und Arbeitsplätze für die Mülheimer Bevölkerung-keine Hochglanzprojekte. Deshalb haben wir Mülheimer- das steht sicher nicht in Ihren Akten- lange für die Entwidmung dieses Güterbahnhofes gekämpft. Wir haben dafür gekämpft, weil wir hier in der Mitte von Mülheim ein Modell von Wohnen und Arbeiten verwirklichen wollen, mit Platz für Initiativen, Selbsthilfegruppen und Genossenschaften. Dazu haben wir Workshops veranstaltet und Pläne entwickelt. Wenn Sie bei der aurelis in Köln in der Domprobst-Ketzer-Straße nachsehen, werden Sie die Unterlagen finden, vielleicht findet sich auch noch der eine oder andere „Projektentwickler“, der dabei war, als diese Planungen im Jahre 2004 und 2005 Teil der Architekturausstellung planwoche in Köln waren.

Ein kleiner Teil dieses Güterbahnhofes ist bebaut- mit alten Güterhallen. Als Ergebnis der plan04 wurde festgehalten, dass diese Hallen der Ausgangspunkt sein sollten für die Entwicklung des Viertels und die Ansiedlung von Betrieben. Mit einem Fachbegriff nennt man soetwas ein Gründerzentrum. Die hier entstehenden Betriebe siedeln nach einigen Jahren aus und bauen auf der Brache, andere rücken dafür nach. Ein so einfaches wie wirksames Konzept, das an vielen Orten, auch in Köln, mit Erfolg verwirklicht wurde. Aurelis wurde gebeten, mit den Akteuren aus der Bürgerschaft und mit dem Amt für Stadtentwicklung ein Konzept für Zwischennutzungen zu erstellen. Aurelis hat sich dieser Aufgabe verweigert, und stattdessen die Hallen mit kurzfristigen Verträgen an einen Zwischenmakler gegeben, der sie wieder weitergab an Medienfirmen zur Lagerung von Requisiten. Dann standen die Hallen leer.

Frau Selda Özdag, eine junge Frau aus Mülheim, hat dennoch Aktivitäten in diese leerstehenden Hallen geholt: hier gibt es ein Kulturzentrum, eine afrikanische Christengemeinde, ein Bistro eine Gehörlosenvereines und ca. 700qm Lagerflächen, die von Firmen genutzt werden, die von ihren kleinen Mieten diese sozialen und kulturellen Aktivitäten fördern und in diesem schwer von der Arbeitslosigkeit geprüften Viertel Arbeit schaffen.

Es ist für uns erschreckend zu sehen, wie Ihre Leute von Ihrem sogenannten „Hochtief-Property-Management“ mit diesen Aktivitäten umgehen. Von sozialem Konzept, und nachhaltiger Entwicklung keine Spur. Getreu den angelsächsischen Vorbildern, die sich schon im Namen vorstellen, geht es offensichtlich nur um kurzfristige Rendite.

Sehr geehrter Herr Dr.Lütkestratkötter, ich weiß, dass die Aktien Ihrer Firma in einem Sinkflug begriffen sind, und ich vermute, dass Sie von Ihrem Aufsichtsrat und Ihren Aktionären gehalten sind, um jeden Preis Kohle zu machen. Wenn ich Sie trotzdem auffordere, Ihr Konzept zu überprüfen und mit uns zu reden, dann nicht, weil ich Sie zu freiwilligen Verlusten überreden will- das wäre in unserem Wirtschaftssystem nicht möglich-, sondern, weil ich der Überzeugung bin, dass sich Geld LANGFRISTIG nur verdienen lässt, wenn man bereit ist, einen Standort zu entwickeln, und das geht nur, wenn man das GANZE VIERTEL einbezieht und seine Bewohner. Frau Özdag ist eine der aktiven Menschen in diesem Viertel, die für sich und für andere Dinge in Bewegung setzen und Entwicklung möglich machen- und sie ist hier nicht die einzige.

Eine solche Entwicklung nennt man heute NACHHALTIG, und sie ist das Gegenteil von dem, was Ihre Immobilien-Kollegen über dem großen Teich der Welt gerade vorführen.

Wir gehen davon aus, dass Sie sich unseren Überlegungen zur Schaffung eines Gründerzentrums in den alten Güterhallen nicht verweigern.

Wenn Sie unsere Vorstellungen näher kennen lernen wollen, kommen wir gerne zu einem Gespräch zu Ihnen. Das Amt für Stadtentwicklung und Frau Landsberg von der agiplan, welche für das Land NRW das Mülheim-Programm entwickelt, würden wir gerne dazu einladen. Das Gelände des Güterbahnhofs steht im Zentrum des Aktionsraums für dieses Programm.

Bis dahin bitten wir Sie keine Kündigungen oder Räumungen vorzunehmen.


Mit freundlichen Grüßen

Rainer Kippe
Diplomsozialarbeiter

Stadt Unterlagen bitte ich Sie unter www.wiwateg.org nachzuschlagen. Dort finden Sie die Ergebnisse der plan04 zum Güterbahnhof Mülheim.
Zum Integrierten Handlungskonzept IHK informieren Sie sich bitte unter www.agiplan.de

 

Zur Mitkenntnis:
Stadt Köln, Herrn Nahrwold
agiplan, Frau Landsberg
WDR Herrn Jorzik

Mülheim